Unter dem Motto „umgeblättert“ war die Spielzeit 2023 der Symbiose von Wort und Klang, Musik und Literatur gewidmet.
Auch das Wort hat einen Klang und Musik weiß zu erzählen – die sich gegenseitig befruchtende Energie zog sich als roter Faden durch das Programm in den Via Iulia Augusta-Gemeinden Kötschach-Mauthen, Dellach im Gailtal und Oberdrauburg.
Umgeblättert wurde in Büchern und literarischen Texten, in Partituren und Notenheften: Kärntner AutorInnen und MusikerInnen aus Österreich, Italien, Slowenien, Australien, Kalifornien und Kuba haben auf vielfältige Art neue Seiten aufgeschlagen, Bekanntes und Traditionelles weiter-geschrieben und in neue künstlerische Formen gegossen.
Neben Hommagen an die beiden großen Kärntner Dichterinnen Ingeborg Bachmann und Christine Lavant (50. Todestag) standen musikalische Abenteuer an besonderen Orten auf dem Programm: spannende Neuinterpretationen alter Volkslieder aus Italien, Slowenien und Lateinamerika, Jazz mit TrachtenmusikerInnen, ein Kinder/Familienkonzert mit dem „Gedankenreiseorchester“ und eine historische Wanderung mit Musik
Hand in Hand: Sprache und Musik
Claudia Rosenwirth-Fendre, die Autorin und unermüdliche Kultur-arbeiterin aus Nötsch, hielt am 2. Juli die Eröffnungs-rede im Gasthof Grünwald.
Nicht mit „Lesungen“ im üblichen Sinn, sondern über neue Pfade wollte der VIA Kultursommer dem Publikum das literarische Schaffen von Ingeborg Bachmann und Christine Lavant dem interessierten Publikum näherbringen.
In der literarisch-musikalischen Soirée interpretierten die Kärntner AutorInnen Gabriele Russwurm-Biró, Silvano Kobald, Christa Raich und Irmgard Janschitz Bachmann-Gedichte mit eigenen literarischen Texten.
In der literarisch-musikalischen Soirée interpretierten die Kärntner AutorInnen Gabriele Russwurm-Biró, Silvano Kobald, Christa Raich und Irmgard Janschitz Bachmann-Gedichte mit eigenen literarischen Texten. Diese Reflexionen wurde mit einer Uraufführung aus der Feder von Friedl Rainer gerahmt: gemeinsam mit Klaus Tisch (Fagott) präsentierte die Cellistin ihre von Bachmann inspirierten Kompositionen „Silbersandmusik“,
„B-A-C-H“ und „MANN“.
Am Ende des Konzerts stellte Pamelia Stickney noch ihr wahrlich außergewöhnliches Instrument vor: die berührungslose Klangerzeugung mit dem Theremin ist pure Magie.
Ganz anders das Erlebnis von Sprach- und Klangmagie mit Gedichten von Christine Lavant in der Oberdrauburger Ruine Hohenburg: Ramona Kasheers aus Lavant-Texten fein gewobene Song, begleitet von Melissa Colemans virtuosem Cellospiel und Pamelia Stickney auf dem Theremin, haben das Publikum fasziniert und tief berührt.
Die hochkarätige Schauspielerin Anne Bennent und der Großmeister des Akkordeons Otto Lechner schlossen den Reigen aus Musik und Literatur in dem bis auf den letzten Platz besetzen Stadel des Gailtaler Landmais-Bauer Brandstätter in Würmlach. Mit ihren frei vorgetragenen Texten von Robert Walser und Franz Kafka voll beißender Ironie, verstecktem Witz und erstaunlich aktueller Zeitkritik, und mit den Stimmen von zwei Akkordeons und Anne Bennents Saxofon (eine Rarität!) hinterließen sie bleibende Eindrücke.
Klangabenteuer in luftiger Höhe
Strahlender Sonnenschein an der Schilift-Bergstation Vorhegg, eine Bergwiese mit duftendem Heu, die Karnischen Alpen auf der einen, die Gailtaler Alpen auf der anderen Seite zum Greifen nahe.
Konzert von Extracello (Edda Breit, Margarethe Herbert, Gudula Urban, Melissa Coleman) und Maria Petrova, der coolsten Drummerin weit und breit.
Mit Standing Ovations bedankte sich das begeisterte Publikum für fast zwei Stunden entspanntes Sommerglück mit vielfältigstem Celloklang und Perkussion, von Bach über feinste Jazzgrooves bis hin zu leidenschaftlichem Rock
Ein besonderes Highlight war das Zusammentreffen von alpenländischer Blasmusik mit modernem Jazz. „Blasmusik groovt“ – das stellten experimentierfreudige Mitglieder der Trachtenkapellen Mauthen, Kötschach und Oberdrauburg (tälerübergreifend!)
mit dem Star-Trompeter Lorenz Raab und seinem Jazzquintett eindrucksvoll unter Beweis: sie lieferten beim Konzert im Garten des Kötschacher Servitenklosters den orchestralen Soundteppich für sein Jazzquintett (u.a. mit der großartigen Saxofonistin Ilse Riedler und dem umtriebigen Bassisten Oliver Steger).
„Weltmusik“ – Verwandlung und Improvisation
Im zweiten Programm-schwerpunkt widmete sich der VIA Kultursommer 2023 zeitgenössischen Neuinterpretation von tradiertem Liedgut aus dem slawischen, latein-amerikanischen und romanischen Kulturkreis.
Das Brina Vogelnik Trio aus Slowenien (mit Luka Ropret-Gitarren und Blaž Celarec-Percussions)
und das Trio Cartas de la Reina der Kubanerin Yanet Infanzón (mit mit dem Kärntner Pianist Michael Lagger und Perkussionist Victor Fuentes (beide in der Pfarrkirche St. Daniel)
sowie Riccardo Tesi mit Banditaliana aus der Toskana (auf der Terrasse des LKH Laas) haben das Publikum verzaubert und begeisterten Applaus geerntet.
Sie alle verwandeln ihre jeweiligen musikalisch-kulturellen Wurzeln in zeitgenössische Weltmusik
und lassen über nationale, kulturelle und Genre-Grenzen hinweg neue Klangwelten entstehen.
Klang & Landschaft
Hannes Guggenberger führte gemeinsam mit dem friulanischen Ausnahmetrompeter Mirko Cisilino eine musikalisch-historische Wanderung auf die Gurina und gab interessante Einblicke in die bewegte Vergangenheit dieser keltischen-römischen Siedlung, die eine wichtige Rolle in der Geschichte der Via Iulia Augusta spielt.
Standing Ovations und Glückwünsche
Seinen fulminanten Abschluss fand der VIA Kultursommer 2023 im Garten von Schloss Weidenburg, wo Eddie Luis mit seinen Jazzbanditen über 200 Konzertgäste (neuer Rekord!) mit unbändiger Spielfreude und guter Laune in seinen Bann zog. Bereits nach den ersten Takten sprang der Funke über, es wurde an diesem lauen Hochsommerabend viel gelacht und ausgelassen getanzt. Nach dem Konzert ging dieses Fest der Lebensfreude in der ehemaligen Kapelle des eben erst als Veranstaltungsstätte adaptierten Schlosses weiter: Die Intendantin feierte mit FreundInnen aus nah und fern, Via Iulia Augusta-WegbegleiterInnen und den Jazzbanditen ihren 60. Geburtstag.